ESSAY I für Orchester



Komponiert wurde der Essay I zwar 1963/64, uraufgeführt jedoch erst zehn Jahre später am 28. Februar 1974 in Berlin mit dem Orchester der Komischen Oper unter dem Dirigenten Gert Bahner.

Zu den experimentellen Fragestellungen im Essay I äußerte sich der Komponist: „Bei Essay I ist einer der musikalischen Gegenstandsbereiche vorgegeben, nämlich bestimmte Massenereignisse, zunächst einfach Tonmassen, Klangmassen, ein Orchester, das selbst eine Masse ist, wo musikalische Ereignisse im Detail undurchhörbar werden – andererseits werden insgesamt Entwicklungstendenzen deutlich. Entscheidend für mich ist, dass ein gezielter Gestus entsteht.

Bei Essay I handelt es sich um eine Partitur, die noch exakt ausnotiert ist bis in alle Details hinein. Das musikalische Material, das verwendet wurde, ist jedoch nicht auf traditionelle Materialien festlegbar. Man könnte es über weite Strecken ein Clusterstück nennen, führt dann wieder auf bestimmte Einzeltöne, die nicht isoliert stehen, sondern fast traditionell zu einer Melodie zusammenfließen.(F. Goldmann, in Forum. Musik in der DDR, Komponistenwerkstatt, Arbeitsheft Nr. 13 der Akademie der Künste der DDR, Berlin 1973, S. 77-86)

Es ist eine jener Merkwürdigkeiten, dass dieses frühe Werke des Komponisten – der Essay I entstand gegen Ende seines Meisterschülerstudiums an der Akademie der Künste in Berlin – trotz seiner kompositorischen Überzeugungskraft und der Tatsache, dass aufgrund der klangsinnlichen Behandlung von Klangschöpfungen unterschiedlichster Art bereits der Grundstein für zahlreiche Werke der nächsten Jahrzehnte gelegt ist, der Essay I noch immer keine Resonanz bei den Dirigenten gefunden hat.